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2 Trainingsplanung

Die Planung ist ein fortlaufender Prozess eines ständigen Soll-Ist-Vergleichs.

Sie schliesst Anpassungen des Plans an Voraussetzungsänderungen mit ein!

2.1 Plantypen

Die Plantypen richten sich nach der Zielgruppe und nach dem Planungszeitraum. Daraus ergeben sich folgenden Typen:

Rahmenpläne sind verallgemeinerte, sportartspezifische und leistungsniveaudifferenzierte Trainingsmodelle, an denen sich Trainingsplanungen orientieren sollen.

Individuelle Trainingspläne enthalten Programme für Einzelsportler. Sie werden vor allem in den höheren Leistungsklassen der Individualsportarten eingesetzt.

Gruppenpläne finden dann Anwendung, wenn der Leistungszustand und das Trainingsziel einer Gruppe annähernd vergleichbar sind.

Mehrjahrespläne haben die Funktion von Rahmenplänen. Sie beschreiben die Gestaltung eines langfristigen Trainingsaufbaus perspektivisch.

Der Jahrestrainingsplan ist der erste Plantyp der aktiv in den Trainingsvollzug eingreift. Er beschreibt das Trainingsprogramm für einen Jahreszyklus.

Der Wochentrainingsplan, der den genauen Trainingsvollzug eines Mikrozyklus beschreibt ist dasjenige Planwerk, nach dem Sportler trainieren. Er ist der Stundenplan einer Trainingswoche.

Trainingseinheitspläne sind vielmehr Vorlagen für sich wiederholende Trainingseinheiten.

Der Schweizer Ringerverband erstellt auch Mehrjahrespläne. In diesen Mehrjahresplänen sind vor allem Leitziele formuliert. Für die praktische Arbeit beschränken wir uns auf Jahres- und Wochenpläne. Sie werden im Weiteren beschrieben.

2.2 Arbeitsschritte der Trainingsplanung

Trainingspläne sind nahezu immer Folgepläne. Meistens bauen sie auf dem gegenwärtigen Stand auf und richten sich auf das Trainingsziel aus. Zuerst sind zwei Vorarbeiten zu leisten:

Zur Ist-Analyse gehören neben Leistungstests auch Abklärungen des Umfeldes wie:

  • Wie viele Trainings pro Woche sind wo möglich?
  • Wie viele Ringer?
  • Welche Qualität haben die Ringer?
  • In welcher Liga kämpft der Verein?
  • Welche Trainer stehen zur Verfügung, auch sportartfremde?
  • Welche finanziellen Mittel stehen zur Verfügung?
  • Welche zeitlichen Kapazitäten haben die Ringer?
  • Wettkampfkalender beachten etc.
Die Trainingsziele geben eine grundsätzliche Orientierung,
dienen zur Leistungsmotivierung,
stellen Überprüfbarkeitskriterien dar und
machen Training überhaupt steuerbar.

Das bedeutet aber auch, dass die Ziele realistisch und überprüfbar gesetzt werden müssen. Da im Ringkampfsport Einzel- und Mannschaftswettkämpfe bestritten werden, sollten Ziele für die Gruppe und für die Einzelsportler aufgestellt werden.

2.3 Jahresplan

Für die Erstellung eines Jahresplanes wird das Periodisierungmodell von MATWEJEW verwendet. Dieses Modell wird im Kernlehrmittel von Jugend & Sport auf der Seite 29 kurz angesprochen und beinhaltet die folgenden drei Perioden:

In der Vorbereitungsperiode werden grundlegende konditionelle und technisch-taktische Voraussetzungen für hohe sportliche Leistungen und Trainingsbelastungen in der Wettkampfperiode geschaffen.

Die Wettkampfperiode wird durch die Anzahl und Arten der Wettkämpfe bestimmt.

Die Übergangsperiode dient der aktiven Erholung. In dieser Zeit wird ein vorübergehender Leistungsrückgang in Kauf genommen. Sie dauert zwischen zwei und vier Wochen.

Je nach Sportart werden Einfach-, Zweifach- oder Dreifachperiodisierungsmodelle im Jahreszyklus eingesetzt.

Für den Ringkampfsport – wie für die meisten anderen Sportarten auch – ist die Zweifachperiodisierung am Besten geeignet. Dabei kann nach der ersten Wettkampfperiode eine Übergangsperiode folgen oder gleich die nächste Vorbereitungsperiode anschliessen.

Eine Periode wird weiter in Etappen und in Makrozyklen (MAZ) unterteilt (1 MAZ ~ 3–8 Wochen. Ein Makrozyklus besteht aus Mikrozyklen (MIZ = 1 Woche) und dieser wiederum aus einzelnen Trainingseinheiten (TE).

Für die Bestimmung der Schwerpunktvorgaben für die Makro- und Mikrozyklen werden Begriffe aus dem Trainingsmittelkatalog (vom Deutschen Ringerbund) verwendet.

BAS ringkampfunspezifische, konditionelle, koordinative und psychische Fähigkeiten
TET ringkampfspezifische Techniken (erwerben, festigen und stabilisieren)
CON trainieren von ausgewählten Kampfhandlungen
COMP lösen von komplexen Kampfaufgaben unter wettkampfähnlichen Bedingungen

 

Sind die Periodenabgrenzungen gewählt, so ergeben sich für die weitere Erstellung des Jahresplans zwei Möglichkeiten:

1. Teilen Sie die Perioden in Makrozyklen und ordnen Sie den Mikrozyklen ihre Schwerpunktvorgaben zu. (MAZ -> MIZ)

2. Ordnen Sie den wichtigsten Wochen die entsprechende Schwerpunktvorgabe zu, erstellen Sie aufgrund dieser die Makrozyklen und ergänzen Sie die restlichen Mikrozyklusvorgaben. (MIZ -> MAZ -> MIZ)

2.4 Planungsunterlage aus dem J+S-Trainingshandbuch

Ein Makrozyklus unterscheidet sich aufgrund veränderter inhaltlicher Schwerpunktvorgabe und einer veränderten Belastungsstruktur von einem anderen und setzt sich aus der für diese Aufgabenlösung erforderlichen Anzahl von Mikrozyklen zusammen. Makrozyklen sind deshalb ungleich lang. Bei der Zweifachperiodisierung besteht die Vorbereitungsperiode meist aus zwei bis drei Makrozyklen.

Die Einteilung der Makrozyklen basiert vordergründig auf Kalenderplanungen, wie Wettkampfkalender, Absprachen für Tests etc.

Der Mikrozyklus bestimmt die Anzahl und Zeitpunkt der Trainingseinheiten, ordnet die Inhalte den Trainingseinheiten zu und gibt den Belastungsumfang und deren Intensität vor.

2.5 Mikrozyklus

Es hat sich eingebürgert, dass der Mikrozyklus von Montag bis Sonntag gewählt wird. Bei der Ausschaffung des Mikrozyklus spielen die beiden Kennwerte Inhalt und Belastungsumfang eine bestimmende Rolle.

Die Inhalte sind durch die Schwerpunktvorgaben BAS, TET, CON und COMP vorbestimmt.

Die Umfänge geben die Dauer, km, Anzahl etc. vor, mit denen die Inhalte trainiert werden.

Ein Mikrozyklus muss wegen der gegenseitigen Beeinflussung von Trainingseinheiten gut geplant sein. Insbesondere die Ermüdung, die in zwei Phasen abläuft (MARTIN 1993) muss berücksichtigt werden. In der ersten Phase können die durch Training verursachten Leistungsminderungen schnell wieder regeneriert werden. Die zweite Phase der Ermüdung – in der zweiten Hälfte des Mikrozyklus, wenn 2 Trainingseinheiten pro Tag durchgeführt werden – wird als komplexe Ermüdung bezeichnet. Deshalb sind Erholungen nach einem Mikrozyklus sehr wichtig.

Für den Ringkampfsport empfehle ich zwei Belastungsspitzen innerhalb eines Mikrozyklus:

Für einen Mikrozyklus mit einem Ligakampf am Samstag kann somit der Mittwoch als Belastungsspitze gewählt werden. Am Freitag soll ein Anstieg der Belastung statt finden. Ohne Wettkampf kann auch am Mittwoch und Donnerstag ein mittelhartes Training durchgeführt werden.

Das folgende Beispiel entspricht diesen Angaben, ist jedoch auf einen Athleten ausgerichtet, der im Halbprofi-Status trainieren kann. Um das Beispiel auf einen Ringer im Amateurstatus zu transferieren, können einzelne Trainings gestrichen und verschoben werden.

2.6 Trainingseinheit

Der Aufbau von Trainingseinheiten in Einleitung, Hauptteil und Ausklang wird im Kernlehrmittel Jugend & Sport beschrieben. Gleiches gilt auch für Methoden, Lernwege und Organisationsformen. Einzelne ringkampfspezifische Elemente finden Sie im Leiterhandbuch Ringen.

Zentral an der Trainingseinheit ist die Ausrichtung auf das Trainingsziel. Im Bereich des Spitzensportes soll der Hauptteil einer Trainingseinheit nur eine Hauptaufgabe enthalten. Diese Forderung ist aber nur bei einer genügend grossen Anzahl von Trainingseinheiten pro Woche zu erreichen.

Im folgenden Beispiel ist eine Trainingseinheit mit mehreren Zielen formuliert:

Im Weiteren will ich hier nicht auf Inhalte einer Trainingseinheit eingehen, vielmehr sind allgemeine Grundsätze, die in der Trainerausbildung vermittelt werden auch immer wieder in Frage zu stellen und zu überprüfen. Das nächste Kapitel behandelt einige neuere Ansätze.

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